Bülent Askar hat eine wundersame Lebensgeschichte. Wie überprüfe ich als Journalistin, ob ich ihm trauen kann?
Bülent hat Gottes Stimme drei Mal akustisch gehört. Sagt er. Ich werde auf seine Geschichte aufmerksam und kontaktiere ihn. Er erzählt mir sehr geduldig in allen Einzelheiten von seinen Erlebnissen, antwortet auf jede Nachfrage, die ich ihm stelle. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, ob Bülent wirklich erlebt hat, was er sagt, wende ich verschiedene Kriterien an:
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Was hat er davon, wenn er seine Geschichte erzählt?
Zu dem Zeitpunkt, als Bülent Gottes Stimme zum ersten Mal gehört haben soll, war er Muslim. Er hört die Stimme des Gottes der Christen, sagt er. War er auf der Suche danach und hat sich womöglich in etwas reingesteigert? Ganz bestimmt nicht. Er wollte die Stimme des Gottes, an den er noch nicht mal geglaubt hat, nicht hören. Das Erlebnis stellte sein Leben auf den Kopf, auch danach suchte er nicht.
Außerdem sagt Bülent mir im Interview, dass ein Muslim, der zum Christentum konvertiert, sich für einen Leidensweg entscheidet. Andere Muslime drohen Bülent, seitdem er Christ geworden ist. Damit hat er gelernt zu leben. Warum er dann seine Geschichte erzählt? Er tut es aus der Überzeugung heraus, dass das echt war, was er erlebt hat und andere Menschen es hören sollten. Dabei geht es nicht um Anerkennung, um Publicity, ums Rampenlicht – sondern um ein höheres Ziel.
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Kann das, was Bülent erlebt hat, wahr sein?
Die Antwort auf diese Frage hängt natürlich stark davon ab, woran man selbst glaubt. Glaubt man an einen Gott, der sich Menschen zuwendet oder glaubt man das nicht? Ich glaube daran. Trotzdem muss überprüft werden, ob das Gottesbild, das Bülents Geschichte vermittelt, mit dem Gott übereinstimmt, von dem Bülent denkt, er habe zu ihm gesprochen. Bülent bezieht sich auf den Gott der Christen. Wo erfährt man am besten, wie dieser Gott ist? Durch die Bibel. Also überprüfe ich, ob Bülents Erlebnisse mit dem übereinstimmen, was in der Bibel über Gott steht. Und da wird man schnell fündig: Gott spricht zu Menschen.
Im Alten Testament waren es einzelne Personen, hauptsächlich Propheten, zu denen Gott gesprochen hat. Im Neuen Testament reiht sich Geschichte an Geschichte, in der Gott auf verschiedene Weise zu Menschen spricht: Durch Engel, durch seinen Geist, durch eine akustisch wahrnehmbare Stimme. Laut Bibel wäre Bülent somit nicht der erste und einzige Mensch, der so etwas erlebt. Bülents Geschichte weist sogar Ähnlichkeit zu der Geschichte von Paulus (vgl. Apostelgeschichte 9, 1-31) auf.
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Ich bilde mir meine Meinung – und wünsche mir das auch vom Zuschauer
Als Journalist spricht man mit Augenzeugen, Bekannten des Protagonisten oder holt sich Dokumente ein, die bestätigen bzw. widerlegen können, ob eine Geschichte wahr ist. Persönliche Erlebnisse kann man allerdings nie komplett belegen, besonders wenn es sich um einen innere Veränderungen handelt. Man muss also abwägen, ob man der Person glaubt. Bülent erzählt eine wundersame Geschichte aus seinem Leben. Weil er mir alle Rückfragen rund um das Erlebnis beantworten kann ohne sich in Widersprüche zu verstricken und weil sich sein Leben seit dem Erlebnis stark verändert hat, empfand ich Bülents Geschichte als glaubwürdig. Das ist das Ergebnis meiner Analyse. Ich wünsche mir, dass jeder Zuschauer herausgefordert wird, sich der Frage nach der Glaubwürdigkeit selbst zu stellen und sich mit Bülents Geschichte so auseinanderzusetzen.
Sendung/Bild © ERF Medien
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