Am Tiefpunkt seines Lebens erlebt Ruben Phoenix eine Verwandlung, die sein ganzes Wesen auf den Kopf stellt. Doch bedeutet das ein Happy End auf ganzer Linie?
Menschen lieben Heldengeschichten. Sie hören und lesen gerne von Personen, die um ihr Leben kämpfen mussten und gesiegt haben. Die in der tiefsten Höhle ihres Lebens nicht aufgegeben haben, sondern mit dem letzten Funken Mut, mit dem letzten bisschen Lebenswillen, für eine unerwartete Wendung gesorgt haben. Ich bin überzeugt, Menschen schauen nicht nur gerne Filme mit Happy End, sondern sie sehnen sich mit jeder Faser ihres Seins nach dem märchenhaften Ende für das eigene Leben. Ich habe durch meine Arbeit Menschen kennengelernt, deren persönliche Geschichte durch traumatische Tiefen ging, bevor sie in übernatürliche Höhen gestiegen ist. So heldenhaft ist auch die Geschichte von Ruben Phoenix – und doch lautet sein liebstes Adjektiv, um seinen Werdegang zu beschreiben: unwürdig.
Der unwürdigste Held von allen
Ruben wächst mit tagtäglicher Gewalt auf. Er wird im Teenageralter kriminell und zieht als Erwachsener Raubüberfälle durch. Doch dann kommt die Wendung: Die Polizei schnappt ihn – und zack, die Gefängnistür geht zu, ohne dass er noch Widerworte sagen kann. Mitten in dieser dunklen Episode begegnet Ruben Gott. Er sieht sich zusammen mit Jesus am Kreuz auf Golgatha und spürt die Erleichterung, dass Jesus bereits für all seine Schuld gezahlt hat. Und das sprichwörtliche Blatt wendet sich: Ruben fühlt sich im Knast freier denn je, er macht seinen Schulabschluss nach und schließt eine Ausbildung ab. Alles tutti. Er wird wegen guter Führung vorzeitig entlassen und heiratet eine Traumfrau. Die Kirsche auf der Sahnehaube. Das Happy End ist zum Greifen nah – doch hier hört seine Geschichte noch nicht auf.
Die Ehe scheitert und jeder ist enttäuscht von ihm. Es ist ein harter Prozess, der für Ruben mit einer lebensverändernden Erkenntnis aufhört: Gottes Liebe ist nicht abhängig von Leistung. Sie ist immer gleich stark – egal, wie oft man „verkackt“. „Ich scheitere immer noch, aber Jesus hilft mir dabei, wieder aufzustehen“, sagt Ruben heute. Er sieht sich deswegen nicht als Helden, der nach seiner dramatischen Wende hinter Gittern durchgehend nur „Hallelujas“ erlebt. Deswegen hat er mich kurz vor dem Dreh angerufen und betont: „Ich bin kein Vorzeigechrist. Man kann mich nicht auf einen Sockel stellen.“ Das kam mir zupass, ich mag Geschichten mit strauchelnden Helden eh viel lieber. Und deswegen hat Rubens Fernsehsendung in meinen Augen ein würdiges unwürdiges Ende.
Sendung/Bild: © ERF Medien
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