Flüchtling Hasan Nabeel hat beim Pop-Oratorium ‚Luther‘ mitgesungen – obwohl er Luther nicht kannte und vorher nie gesungen hat. an dieser Geschichte hängt mehr als der Aufhänger
Als ich durch eine Agenturmeldung auf Hasans Geschichte gestoßen bin, dachte ich: Originell. Eine Geschichte, die sich abhebt. Die will ich machen. Also habe ich mich mit Hasans Chorleiterin in Verbindung gesetzt. Sie ist Hasans Ersatz-Mutter in Deutschland und hat Hasan gefragt, ob er in einem TV-Beitrag mitwirken möchte. Er hatte Lust, ich war begeistert.
Hasan und ich haben dann in Vorbereitung auf den Beitrag mehrmals telefoniert. Er hat mir von seiner Heimat Pakistan erzählt. Von seiner Flucht. Von seinem schweren Start in Deutschland. Von der Einsamkeit, von der Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit. Bis er Menschen kennengelernt hat, die sich für ihn interessieren und ihn unterstützen. Während des Telefonats musste ich mehrmals schlucken, aber das gute Ende hat für mich überwogen. Ich habe mich darauf gefreut, einen lebensfrohen jungen Mann beim Dreh kennenzulernen.
Mit offenem Ende leben?
Und so war es auch. Die meiste Zeit über hatten wir viel Spaß beim Dreh. Aber es gab definitiv auch Momente, die unter die Haut gingen. Als Hasan zum Beispiel im Interview erzählt hat, dass seine Eltern ihn töten wollten. Dass er dann auf der Flucht nichts und niemanden hatte. Wir machten eine kurze Pause, um die Emotionen sacken zu lassen.
Nach dem Dreh habe ich das Material gesichtet, mit einem Cutter geschnitten und fertig gemacht für die Produktion. Das „Projekt“ Hasan Nabeel war abgeschlossen. Hasan und ich sind aber in Kontakt geblieben. Er hatte bis zum Zeitpunkt des Drehs lediglich eine sechsmonatige Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland. Dann sollte seine Anhörung kommen. Ich wollte wissen, wie es bei ihm weitergeht. Dann die Nachricht: Hasan soll abgeschoben werden. Und nochmal durchlebt Hasan Todesängste. Ob auch dieses Mal ein gutes Ende auf ihn wartet?
TV-Beitrag/Bild © ERF Medien